Wir sind mitten im Kleiderzimmer. Rund um uns herum sind ganz verschiedene Girls aus allen möglichen Nationen. Ihr gemeinsames Ziel: neue Kleider und Hoffnung. Im Zimmer nebenan werden die Nägel gemacht und im Welcome Bereich Kaffee getrunken. Es ist eine schöne entspannte Stimmung und die Mädchen können einen Moment der Ruhe geniessen in dem Sie einfach nur sich selbst sein können. Andrea steht neben mir. Sie ist schon länger mit uns unterwegs und hilft heute den Frauen, die noch nicht soweit sind wie sie, Kleider auszusuchen. Sie lächelt mich an und meint: Siehst du die junge Frau da drüben? Sie ist wie Ich damals!
Ich muss schmunzeln denn ja es stimmt genau. So war Andrea. Damals als Sie noch jeden Abend ihren Körper verkaufen musste, als Sie noch keine Hoffnung hatte und dachte ihr Leben wird immer so bleiben. Damals war Sie genau wie diese Frau. Die Frau hält mehr Kleider als Sie tragen kann und sieht sich doch immer noch nach mehr um. Sie findet nicht genug Kleider um die Wunden ihres Herzens zu überdecken und die Leere auszufüllen.
Mein Blick geht zurück zu Andrea und ich bin wahnsinnig stolz auf sie. Wir unterhalten uns wie weit Sie schon gekommen ist seit damals. Wie Sie der ganze Prozess des Ausstiegs aus der Prostitution verändert hat. Heute freut Sie sich immer noch sehr über neue Kleider aber ihr Herz ist schon viel heiler geworden. Sie hat verstanden das nicht die Kleider das sind was sie glücklich macht sondern ihre innere Zufriedenheit und Veränderung.
Wenn die Frauen erkennen, dass ihr Wert grösser ist als ein Freier jemals bezahlen kann, ist für uns unbezahlbar.